Es war mal wieder soweit, wir hatten genug von TV, Internet und dem ach so trostlosen Heimatort und sind am 31.07. nach Fulda gefahren um uns die Stadt und anschließend die Musicalaufführung zu Bonifatius anzusehen. Eigentlich ist sowas immer mal eine ganz nette Abwechslung, vor allem wenn man gute Darsteller hat die meist besser Singen können als viele Chartstürmer und Castingvictims und das allerbeste, selbst die ältesten Theater bieten bereits absolute HD Auflösung und 3D ohne Brille, also jedem Kino überlegen 😉
Wer über Bonifatius und seine Beziehung zu Fulda nichts weiß dem sei gesagt das er ein Missionar aus Britannien war der sich zur Aufgabe gemacht hatte die Germanen von Ihrem Glauben an Thor zu bekehren und auf diesem Weg in Fulda das erste Kloster dieses Gebietes gründete und heute, auf eigenen Wunsch, auch dort begraben liegt. Für alles weitere empfehle ich den Wikipedia Artikel zum Thema.
Die Stadt war eigentlich interessanter als ich mir das vorgestellt hatte und Fulda hat für den kulturell interessierten für seine Größe einiges zu bieten. Besonders schick fand ich die Gartenanlage des barocken Stadtschlosses, aber auch der Dom sieht spektakulär aus und hat einen sehr gepflegten Garten im Innenhof. Ob man das Grab von Bonifatius gesehen haben muss oder nicht darüber kann man sicher streiten, aber es tut nicht weh und im Zuge des Abendprogrammes passte das natürlich sehr gut.
Als wir am Schlosstheater ankamen wirkte das erstmal durchaus etwas altbacken. Genau genommen dachte ich wäre gerade durch ein Zeitloch gefallen und irgendwo zwischen den 60ern und 70ern wieder rausgekommen. Nichts destotrotz hat mir die Vorstellung eigentlich gut gefallen, auch wenn ich es etwas schade fand nicht Ethan Freeman -den ich für einen der Besten deutschsprachigen Sänger überhaupt halte- in der Hauptrolle gesehen zu haben. Leider hat der Produzent wohl versucht etwas modern und lustig zu sein und man baute in den historischen Kontext dann Vokabeln wie Döner und SMS ein was ich überhaupt nicht mag. Auch die Eröffnungsszene gefiel mir so gar nicht weil sie in der Jetzt- Zeit spielte und zeigte wie eine Gruppe Jugendlicher mit Baseballschläger bewaffnet jemanden verprügelte der aus der Bibel las. Ich konnte nicht sehen wie das die Handlung voran brachte und hielt es für Effekthascherei die absolut unnötig und sinnbefreit war. Ebenso unklar ist mir geblieben wieso die Bediensteten des Herzogs und Papstes tuckige Homosexuelle Züge haben müssen. Ich hatte zwischenzeitlich das Gefühl das ausser Bonifatius selbst niemand über die Dauer des Stückes wirklich ernst blieb und das wollte für mich nicht so recht zusammenpassen. Entweder mache ich eine Parodie, dann aber auch richtig ala Spamalot oder ich befasse mich mit den historischen Gegebenheiten auf einer ernsten Ebene, dann sollten aber auch alle handelnden Personen auf dieser Ebene liegen. All das waren aber nur Nuancen in einem ansonsten schönen Stück das sehr gut besetzt und besucht war, aber dem es leider an Livemusik mangelte. Nun ist es ein kleines Theater und man spielt nur sehr kurze Zeit und das ganze muss sich rechnen, aber trotzdem schafft es selbst das Deutsche Theater Göttingen ein kleines Liveorchester zusammen zu stellen und das gibt dem ganzen dann doch immer nochmal einen ganz anderen Anstrich als wenn die Musik ausschließlich eingespielt wird.
Nichts desto trotz war es ein schönes Stück und ein angenehmer Abend der nur vom Totalausfall des Gastropersonals in der Pause gestört wurde. Ich wollte blos 2 Getränke holen, einen Riesling und ein Mischgetränk das als Spezialität auf der Rückseite der normalen Karte abgebildet war. Leider musste ich feststellen das der Barkeeper es absolut nicht raus hatte und sich scheinbar nicht merken konnte wer schon länger da stand und wer gerade erst kam. So ging einige Zeit der kuren Pause ins Land bis ich meine Bestellung aufgab die dann damit quittiert wurde das es die Spezialitäten nur an einem kleinen Extrastand vor dem Aufgang gab. Also bin ich noch dahin und just in dem Moment gingen denen dort die Gläser aus. Als die Kundin vor mir fragte ob sie nicht eins der Gläser dort vom Stapel nehmen könnten wurde das mit der Antwort “Nein, dass geht doch nicht, das sind ja Cocktailgläser, da weiß man ja gar nicht wieviel rein muss” quittiert. Als die Kundin dann mit dem Satz “Na Super und wenn ich mich jetzt woanders anstelle ist die Zeit rum” ging musste ich hören wie die Verkaufsdamen sofort das Lästern begannen und sich nicht gerade Leise sagten “Na wer so spät noch einen Sekt bestellen will ist ja auch nicht der cleverste”. Das fand ich unheimlich daneben und extrem unprofessionell.
Wie gesagt, bis auf die erwähnt Kritik hat es uns eigentlich gut gefallen und das Gesamtbild ist durchaus positiv, auch wenn man sich mit den Auftritten des Mainzer Bischoffs schon anfreunden können muss.