Friedrich in Potsdam

Friedrich in Potsdam

Ich bin zur Premiere des Spotlight Stückes nach Potsdam gefahren und hatte insgesamt einen schönen Abend auch wenn das Stück aus meiner Sicht nochmal überdenkenswert wäre.
Gespielt wird in der Metropolis Halle die sich auf dem Gelände des Filmpark Babelsberg befindet. Es handelt sich dabei um eine universell nutzbare Halle die mit einer Tribüne zum Theatersaal gestaltet wurde. Die Akustik ist und diesen Umständen trotzdem besser als erwartet nur ist fragwürdig ob man wirklich keine Qualitätsabstufung bei mehr als 20 Reihen vornehmen kann, da diese alle als PK1 verkauft werden. Je weiter man von der Bühne weg sitzt umso mehr kommt auch das Gefühl auf in einer Halle zu sitzen, was etwas schade ist.

Zum Stück selbst bleibt zu sagen das ich es nach wie vor bei Spotlight immer sehr schade finde das alle Musik aus der Konserve kommt. Von der Bühne hatte ich, vor allem nach der Päpstin, mehr erwartet (der Hauptteil der Bühne besteht aus Bildprojektionen auf einer Leinwand im Hintergrund), auch wenn es während der Vorstellung eigentlich ganz gut wirkte. Generell gefiel mir das Stück ganz gut wobei der zweite Akt deutlich stärker war. Ich hatte in der Pause das Gefühl das im ersten Akt eigentlich nicht viel erzählt wurde. Es passierte einfach kaum etwas und die Handlung ließe sich locker in vier bis fünf Sätzen zusammenfassen. Im zweiten Akt wurde das dann zum Glück besser. Der Voltaire Showstopper sagte mir persönlich nicht so zu und ich fand die ganze Rolle generell überflüssig (dafür das er sogar auf dem Plakat zu sehen ist).

Nicht ganz verstanden habe ich wieso man Friedrich nun Frauengeschichten andichten wollte. Insbesondere die erste Szene auf dem Fest von August dem Starken brachte weder die Geschichte weiter noch wirkte sie irgendwie besonders aufregend. Im allgemeinen verstehe ich natürlich das man kein Geschichtsstudium vermitteln möchte, aber habe an einigen Stellen nicht verstanden wieso man sich lieber Dinge ausdenkt die die Geschichte sowieso nicht vorantreiben anstatt sich dann doch etwas mehr an die Biografie zu halten.
Nach der Show blieb für mich vor allem der Eindruck das mir ein übergeordneter roter Faden fehlte an dem sich das Stück aufhängen konnte. Ich fragte mich daher was man mir nun genau zu erzählen versuchte, was war überhaupt der Grund für die Geschichte? Es ist von außen betrachtet nur eine Aneinanderreihung von Episoden aus dem Leben Friedrichs. Auf seine tiefen Krisen z.B. während der drei schlesischen Kriege (an denen er beinahe zerbrach) wird kaum eingegangen und somit wird auch verpasst der Figur mehr Tiefe zu verleihen. Überhaupt ist mir sein plötzlicher Wandel innerhalb des Stücks nicht richtig klar geworden (der Auslöser fehlte mir etwas). Auch zu den anderen Figuren fehlt mir die Möglichkeit eine echte Beziehung aufzubauen. Seine Schwester wird sehr plötzlich aus der Handlung entfernt und auch wie es mit Ihr nach dem letzten Gespräch bezüglich ihres Mannes und der Situation um Bayreuth denn nun weiterging wird nicht erzählt. Auch die Episode um Katte und die erfundene Liebesgeschichte zu Wilhelmine erschloss sich mir nicht da sie durch den Tot Kattes zu früh wieder zu ende war als das sie eine wirkliche Wirkung auf mich hätte haben können.
Insgesamt halte ich das Stück für ein wenig überholungswürdig obwohl die Solisten extrem gut und auch der Chor sehr stark war. Generell ist zu sagen das die Musik wohl das stärkste am Stück ist. Sehr positiv ist dabei das Spotlight neben seinen Stammkomponisten sich etwas frischen Wind ins Team geholt hat und sich die Musik daher von den vorherigen Produktionen abhebt.

Ich würde für den ersten Teil 6,5/10 und für den zweiten 7,5/10 vergeben. Die Fahrt hat sich zwar gelohnt aber es ginge besser und gerade von Spotlight halte ich es bisher für das schwächste Stück das ich gesehen habe.

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